Annik Trauzettel

Warum eigentlich nicht ZEGG for Future? Es wirkt fast logisch, sich mit der „FFF“-Bewegung zu solidarisieren. Was genau umgesetzt wird in Ökodörfern, hier ein Einblick.

Warum eigentlich nicht Ecovillages for Future, warum nicht ZEGG for Future? Diese Frage tauchte am Rande der Klimaproteste der Bewegung „Fridays for Future“ in Bad Belzig auf. Auch viele Menschen aus dem ZEGG waren zu der Kundgebung im Juni 2019 auf dem Marktplatz gekommen. Da es inzwischen viele andere Initiativen gibt, die sich mit der Bewegung solidarisieren, wie „Parents for Future“ und „Scientists for Future“, ist es nur logisch, dass auch das ZEGG sich dem anschließt.

Also, in Zukunft: ZEGG for Future, denn als Ökodorf sind wir ein Beispiel dafür, dass ökologische Maßnahmen konkret umsetzbar sind. Die Liste der Maßnahmen ist lang und reicht von Ökostromproduktion über Bio-Lebensmittel bis zu nachhaltigen Mobilitätskonzepten. Darüber hinaus liegt der Fokus des ZEGG auf einem anderen Miteinander der Menschen auf der Erde. Wenn wir besser im Kontakt untereinander und mit uns selbst sind, brauchen wir weniger „Ersatzbefriedigungen“ durch Konsum. Wenn wir verbunden mit unserer Lebenswelt sind, achten wir sie und werden ihr nicht vorsätzlich schaden. Dadurch, dass wir unsere Paradigmen ändern, laufen wir weniger dem Geld hinterher und ziehen „Gewinn“ aus anderen, nicht-materiellen Dingen.

Und doch ist in diesen Zeiten der akuten Bedrohung durch eine bevorstehende Klimakrise mehr von uns gefordert. Wie können wir dieses Wissen nach außen tragen? Wie können wir uns mit Aktivist*innen vernetzen, sie bei ihrer Arbeit unterstützen? Wie können wir messbar machen, wie schonend wir bereits mit unseren Ressourcen umgehen und Ziele festlegen, uns weiter zu verbessern? Wie können wir im Verbund mit anderen Ökodörfern auftreten, um gemeinsam die Stimme zu erheben für eine enkeltaugliche Zukunft? Alle diese Fragen beschäftigen uns derzeit, während wir gleichzeitig schon erste Schritte tun. Beispielsweise waren Menschen aus dem ZEGG beim Symposium „Rebell*innen des Friedens“, andere bei Aktionen der Bewegung „Extinction Rebellion“, wieder andere arbeiten an einer gemeinsamen Position des Ökodorf-Netzwerkes GEN Deutschland e.V. Wir beschäftigen uns also damit, wie wir uns als Teil der globalen ökologischen Bewegung einfügen, während wir schon seit der Gründung des ZEGG auch konkrete Umweltschutzmaßnahmen umsetzen.

Ecovillages for Future – für die Erhaltung unserer Lebenswelt. Mehr als ein Gedanke.

 

In Ökodörfern weltweit wird an Konzepten für eine enkeltaugliche Welt geforscht und ein umfassender Kulturwandel vorbereitet. Als Mitglieder von GEN Deutschland e.V. setzen wir vier Aspekte der Nachhaltigkeit in die Praxis um (siehe Kasten). Darüber hinaus geben wir Besucher*innen einen Einblick in diese Lebensweise weiter und schaffen lokale Netzwerke in unseren Nachbarschaften.

Ecovillages for Future

Wie arbeiten Ökodörfer an einer nachhaltigen Zukunft?

 

Ökologie: Wir bringen unsere Lebensweise mit den Kreisläufen der Natur in Einklang.

Ökonomie: Wir etablieren auf verschiedene Weisen eigene ökonomische Wirtschaftsweisen und -systeme, verstehen Wohlstand ganzheitlich und  beziehen dabei alle Aspekte des Lebens ein. Wir haushalten behutsam mit den Ressourcen, die uns die Erde gibt.

Soziales: Wir bauen Vertrauen, Zusammenarbeit und Offenheit zwischen Menschen auf und unterstützen, dass Einzelne sich ermächtigt, gesehen und gehört fühlen. Soziale Lösungen wie Kinderfreibeträge und soziale Absicherung untereinander leben wir bereits in unserem Alltag.

Kultur: Wir schaffen eine Kultur, in der die Menschen sich wieder miteinander und mit der Welt – eingeschlossen der Erde und allem Lebendigen – verbunden fühlen.

Ein besonderes Augenmerk liegt gerade auf den ökologischen Aspekten unseres Handelns. Wissenschaftler*innen weltweit stimmen überein, dass die Erwärmung des Planeten gestoppt werden muss, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. In den Gemeinschaften haben wir einige ökologische Grundsatzentscheidungen getroffen und ergänzen diese durch viele kleine Dinge, mit denen wir zur Erhaltung der Umwelt beitragen. Dabei halten wir die Kreisläufe möglichst klein und pflegen einen bewussten Umgang mit Ressourcen.

Viele der Aktivitäten bemerken die Besucher*innen in den Ökodörfern – beispielsweise, wenn die Küche komplett fleischlos kocht – aber nicht alle sind für Außenstehende ersichtlich. Deswegen haben wir eine Liste mit Beispielen unseres ökologischen Engagements am Beispiel des ZEGG zusammengestellt.

  • Wir produzieren 100% unseres Stromverbrauchs vor Ort.
  • Unsere Energie kommt zu einem Großteil aus erneuerbaren Energien und zu einem kleineren Teil von Blockheizkraftwerken, bei denen die Abwärme zur Heißwassererzeugung für die Küche genutzt wird.
  • Das Wasser kommt aus einem Brunnen am Platz, die Abwässer werden mit einer Pflanzenkläranlage gereinigt und vor Ort versickert.
  • Die Duschbrausen, die wir verwenden, helfen uns in unserer trockenen Region sparsam mit Wasser umzugehen.
  • Unsere Heizung funktioniert über eine moderne Holzpellet-Anlage, im Sommer über Solarthermie.
  • Wir verbessern durch Methoden der Aufbereitung den eher unfruchtbaren Boden, so dass Pflanzen sich wohl fühlen auf unserem Gelände, es an allen Ecken grünt und blüht.
  • Das Gelände ist ein Vogelparadies – wir bieten Nistgelegenheiten für eine Vielzahl verschiedener Vögel.
  • Unsere Küche versorgt Bewohner*innen und Gäste mit rein vegetarischer Nahrung, vegane Optionen stehen zu jeder Mahlzeit bereit.
  • Viele unserer Lebensmittel kommen aus unserem eigenen Garten, was dazu gekauft wird, kommt oft aus der Region sowie von einem Bio-Lebensmittel-Handel.
  • Auf unseren Baustellen kommen viele Naturmaterialien zum Einsatz. Wir teilen vieles, z.B. Autos, Waschmaschinen, Werkzeuge… – denn es schont Ressourcen, wenn nicht jede*r alles selbst besitzt.
  • Wir haben neben dem Carsharing einen eigenen Fahrradverleih und eine übertragbare Monatskarte für Fahrten mit dem Zug, die wir teilen, um umweltgerechte Mobilität zu fördern.
  • Zum Transport am Platz stehen ein Lastenrad und Handkarren zur Verfügung – um einen möglichst autofreien Platz zu ermöglichen.
  • Auf unserem Geschenke-Tisch kann jede*r Bewohner*in nicht mehr benötigte Sachen ablegen oder neue gebrauchte Schätze finden – weil Verschenken besser ist als Wegwerfen.
  • Unsere IT-Abteilung bemüht sich, wo es möglich und sinnvoll ist, Gebrauchtgeräte anzuschaffen.
  • Wir gebrauchen nachhaltige Reinigungsmittel, die wir in Großpackungen kaufen, was zusätzlich Plastikmüll spart.
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