Michael Grübner
Tonndorf
Eine Halogenlampe setzte eine Couch in Brand, dann fingen auch die Dielen im Wohnzimmer Feuer. Zurzeit kämpft die Genossenschaft noch mit der Versicherung um die Schadenserstattung.
Die jüngste Errungenschaft des Schlosses zeigte Thomas Meier (M.) dem Landesvater: Das Schloss-Café hat seit einigen Wochen immer samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Hier gibt es vor allem eigene Erzeugnisse. Foto: Michael Grübner
Ein altes Gemäuer, das Menschen zusammenbringt, die nach einer neuen Form des Zusammenlebens streben: Diese Kombination begeisterte am Mittwoch den Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Die Linke), der am Vormittag auf seiner Sommertour erstmals die Lebensgemeinschaft auf Schloss Tonndorf besuchte. Er bekam dabei die Errungenschaften und schönen Seiten zu sehen, welche die in einer Genossenschaft organisierten Bewohner in 14 Jahren auf die Beine stellten, aber auch die Sorgen kamen auf den Tisch.
Das Schloss stand sieben Jahre leer, bevor die Gemeinschaft 2005 die Immobilie mit 15 Hektar Land vom Vorbesitzer, dem Deutschen Roten Kreuz, kaufte – zuletzt war hier bis Anfang 1998 ein Alten- und Pflegeheim untergebracht. „Den Reparatur- und Sanierungsstau, der sich in dieser Zeit gebildet hat, werden wir erst in 15 bis 20 Jahren abgearbeitet haben“, sagte Thomas Meier, Architekt und Vorstandsmitglied der Genossenschaft. Hin und wieder kommen auch unerwartete Rückschläge: Eine implodierte Halogenlampe setzte am 30. Dezember 2018 ein e Couch in Brand, dann fingen auch die Dielen in dem Wohnzimmer Feuer. Das löschte die Feuerwehr relativ schnell und mit geringem Wassereinsatz, aber durch den Rauch war der komplette Flur verrußt – die obere Etage ist zurzeit nicht bewohnbar. Die Mutter mit zwei Kindern, die in der Brandwohnung lebte, hat ein vorübergehendes Quartier im Veranstaltungsraum neben dem im Mai neu eröffneten Schlosscafé. Fünf weitere Bewohner mussten in andere leerstehende Bereiche umziehen. Zurzeit kämpft die Genossenschaft noch mit der Versicherung um die Schadenserstattung: „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Einigung auf friedlichem Weg finden, also ohne Gericht“, so Meier.
Einige Arbeiten, etwa das Entfernen der verrußten Putzschicht und der darunter liegenden Elektroleitungen, hat die Gemeinschaft bereits erledigt. Die Sanierung kann aber erst starten, wenn das Geld von der Versicherung bereitsteht. Zudem wandern andere Vorhaben auf der Prioritätenliste um eine Position nach hinten.
Komplette Dachsanierung ohne Unterstützung vom Land unmöglich
Das Wichtigste ist die Zentralheizung: Bisher mussten die aktuell 65 Bewohner (35 Erwachsene sowie 30 Kinder und Jugendliche) ihre Quartiere mit Öfen und Kaminen wärmen und dafür fleißig Holz schleppen – 200 Raummeter pro Winter. Jetzt existiert bereits ein zentraler Kessel mit 250 Kilowatt Leistung stark genug für die gesamte Anlage. Auch die Leitungen in alle Gebäude sind schon verlegt und Pufferspeicher in den Kellern installiert. Was noch fehlt, sind Pumpen, Regelungstechnik und Heizkörper. In das Schlosscafé und die Catering-Küche, in der Gemeinschafts-Mitarbeiter an Wochentagen 400 Mahlzeiten für zwei Erfurter Schulen produzieren, sind Fußboden- und Wandheizungen eingebaut.
Obwohl die Gemeinschaft durch ihre Mieteinnahmen rund 200.000 Euro pro Jahr in die Immobilie investieren kann, wird die komplette Dachsanierung wohl nicht ohne eine größere Unterstützung des Freistaates möglich sein. „In fünf bis sieben Jahren werden wir das angehen müssen“, blickt Thomas Meier voraus. „Da würde die Aufnahme in ein Förderprogramm enorm helfen.“ Beim Besuch Ramelows habe er allerdings nicht auf eine entsprechende Zusage spekuliert: „Das kann man aus 75 Minuten nicht erwarten.“