Vegan, tauschlogikfrei, revolutionär: frischer Wind auf dem GEN Deutschland Frühjahrtreffen, in der Rückschau von Luisa Kleine

Viele, viele Füße schreiten über die hellen Holzdielen der großen Halle in der Gemeinschaft am Windberg. Sie sind im Juni 2019 zu einem offenen Treffen der GEN-Ökodörfer zusammengewandert

300 Füße, um genau zu sein. Noch nie waren so viele Menschen bei diesem Treffen! Und noch nie kamen so viele Gemeinschaften zusammen: 35, davon 20 Mitgliedsgemeinschaften und fünf Anwartsgemeinschaften. Es gab sehr viele “Neulinge“ und eine Feier zur Aufnahme der neuen Mitgliedsgemeinschaften „Mittendrin Leben“ und „Haslachhof“.

Es waren vier bewegte Tage mit dem Ziel, Ökodörfer, Gemeinschaften und Kommunen mehr miteinander zu vernetzen, gemeinsame Themen zu bewegen, Wissen und Erfahrung auszutauschen und uns die Frage zu stellen, wohin die Ökodorfbewegung politisch möchte.

Es gab viel Altbekanntes, vertraute Gesichter, Menschen, die sich schon seit Jahrzehnten dort treffen, Spiele, Rituale und Lieder, die viele von uns schätzen. Wieder gab es ein bewegendes Forum, viele kleine, persönliche Austauschrunden, gutes Essen, eine Open Stage, Tanzen und Kindergepurzel, Open Space: Terra Preta, Bewusstseinswandel in Gemeinschaft, Liebesschule, das Almendeland, Wie politisch ist GEN?, verkörperter Wir-Prozess und vieles mehr! So viel, dass sogar die Mahlzeiten teilweise für Projekttreffen genutzt wurden.

Eine echte Neuerung war, dass das Treffen zum ersten Mal komplett tauschlogikfrei, vegan und drogenfrei war! Das bedeutete unter anderem, dass es keinen fixen Teilnehmendenbeitrag gab, sondern alle frei wählen konnten, wie viel Geld sie beitragen wollten. Auch die Care-Arbeit war dieses Mal viel selbstorganisierter, was Armin aus der Windberggemeinschaft und Verantwortlicher für den Orga-Ablauf, so manches Mal ins Schwitzen brachte. Am Ende hat’s doch funktioniert. Alles wie Zuhause eben.

Schlussendlich bekam das GEN Treffen sehr viel positives Feedback zu diesem neuen Finanzkonzept, das, trotz des kleinen Verrechnungsschrecks am Ende, der dann von allen mit viel Solidarität behoben wurde, auch wunderbar aufging. Die Teilnehmenden bezahlten zwischen 30 € – 600€ für die Tage und gaben Geld nach dem Prinzip des Beitragens statt einen festen Wert zu tauschen.

Sowieso bekam das Thema Geld einen Fokus auf dem Treffen wie auch durch einen plenaren Workshop von Heinz und Luisa und ein geleitetes Forum durch Ina. Eine Räteentscheidung, das nächste Treffen auch tauschlogikfrei zu gestalten, wie auch plurale Sichtweisen auf den Umgang mit Geld in Gemeinschaft und Gesellschaft, waren Ergebnisse daraus.

Ein weiteres, raumeinnehmendes Projekt, das GEN Deutschland auch weiterhin noch viel umtreiben wird, ist „Zähne putzen“. Dabei geht es weniger um Zahnpflege als um Retreat-Räume für Aktivisti, die aus Kleingruppenaktionen oder anderer psychisch belastenden politischen Tätigkeiten kommen, wie z.B. der Seenotrettung oder Baumbesetzungen wie im Hambacher Forst. Es traf auf breite Zustimmung und Unterstützungsbereitschaft in den Gemeinschaften, Menschen für einen begrenzten Zeitraum aufzunehmen und ihnen Prozessbegleitung oder Hilfe bei Repressionen anzubieten. Nachhaltiger Aktivismus wird so möglicher.

Mein Fazit als moderierende Begleitung dieses Treffens: Es war ein wunderbares, verbindendes, großes GEN Frühlingstreffen mit vielen neuen Gesichtern und einem Hauch von Revolution. Wir denken darüber nach, wie groß Netzwerktreffen eigentlich werden sollen und wie gute Unterstrukturen aussehen können, sollten sie noch größer werden. Wir wollen den Netzwerktreffen in Zukunft einen noch bewussteren Schwerpunkt geben und Aufgaben vor Ort noch mehr aufteilen, damit Einzelne nicht überlastet werden.

Das nächste Netzwerktreffen findet vom 17.-20.10.2019 in der Gemeinschaft „Lebensgarten Steyerberg“ statt – tauschlogikfrei und mit vielen Inputs und Referenten zum Thema Klimazerstörung!
Nähere Informationen und Anmeldung findet Ihr unter
www.gen-deutschland.de, unter Veranstaltungen

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