Autor: Lukas Dessoy
Die gASTWERKe Lebensgemeinschaft ist ein wunderschöner Ort am Rande des Kaufunger Waldes in der Nähe von Kassel, an dem Menschen gemeinsam eine solidarische Lebens- und Arbeitsweise zu erleben und zu erforschen. Gestartet ist die Kommune vor fast 15 Jahren. Momentan leben hier 25 Erwachsene zwischen 34 und 75 Jahren und 20 Kinder zwischen 0 und 14 Jahren, mit der Intention, als Gemeinschaft größer zu werden. Mit uns leben hier noch eine Handvoll junger Menschen, die gerade ein FÖJ oder ihre Ausbildung zur Gemüsegärtner*in machen. Wir leben in einer gemeinsamen (Alltags-)Ökonomie, das bedeutet, dass wir alle unsere Einnahmen in einen Topf werfen und daraus alle unsere Ausgaben bestreiten. Unsere Entscheidungen treffen wir im Konsensverfahren, d. h. wir in einem sehr engen Austausch miteinander sind, der uns sowohl eng miteinander verbindet, als auch immer wieder zu Reibung führt.
Durch die gemeinsame Ökonomie können wir finanzielle Engpässe und Risiken solidarisch tragen und es muss nicht jede*r alleine über die Runden kommen. Gleichzeitig sind die individuellen Spielräume zum Sparen und Konsumieren kleiner. Das Konsensprinzip stellt sicher, dass bei den Entscheidungen in unserem Zusammenleben niemand übergangen werden kann und bringt die Herausforderung von langen Aushandlungsprozessen mit sich.
Was wir tun
Unser Gelände, unsere Fähigkeiten und Erfahrungen nutzen wir, um hier am Platz Landwirtschaft zu betreiben und Bildungsangebote zu machen. Seit der Gründung der gASTWERKe haben Menschen hiermit viel Herzblut, und in Kooperation mit dem Gemüsebaukollektiv „Rote Rübe“ aus der Kommune Niederkaufungen, eine Solidarische Landwirtschaft (SOLAWI) aufgebaut. Sie beliefern viele Menschen in Kassel und Umgebung mit feinsten ökologischen Lebensmitteln.
Einen Teil unseres Geländes haben wir vor einigen Jahren in einen Lernort für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) umgebaut. Hier ist Nachhaltigkeit in allen Dimensionen (sozial, kulturell, wirtschaftlich und ökologisch) ganz praktisch erfahrbar. Ganz aktuell ist außerdem ein Waldkindergarten auch für Kinder aus der Region in Gründung. Daneben arbeiten Menschen als Ergotherapeutinnen, Psychologinnen, Moderatorinnen, Erwachsenenpädagoginnen, Landschaftsgärtnerinnen und vieles andere mehr.
Neben der Erwerbsarbeit nehmen wir uns viel Zeit für die Gestaltung und Reflexion unseres gemeinschaftlichen Lebens. In wöchentlichen Plena und an monatlichen Gruppenwochenenden widmen wir uns organisatorischen und sozialen Fragen, arbeiten und feiern zusammen. Eine zentrale Gemeinschaftszeit ist auch unser Abendessen, das wir unter der Woche gemeinsam in unserem Speisesaal einnehmen. Diese Zeit ist voller freudiger Aufregung, kollektivem Trubel, kulinarischem Genuss und persönlicher Begegnung.
Verbindung mit anderen
Uns ist es wichtig, auf vielfältige Art und Weise im Austausch mit der Welt um uns herum zu sein. Wir sind Mitglied im GEN-Netzwerk und im Kommuja-Netzwerk, dem Netzwerk politischer Kommunen in Deutschland. Und auch im Alltag reden wir von uns mal als Kommune, mal als Gemeinschaft.
Regional sind wir eingebunden in der Interkomm, dem Zusammenschluss der mittlerweile sechs Kommunen in und um Kassel. Mit den Menschen aus der Interkomm stehen wir in engem, freundschaftlichem Austausch. Es gibt regelmäßige Treffen zwischen den Kommunen zu Themen des gemeinschaftlichen Zusammenlebens, kollektiven Arbeitens, politischen Handelns, solidarischen Wirtschaftens oder des Alterns in Gemeinschaft. Wir kaufen und bewirtschaften gemeinsam Ackerland, veranstalten gemeinsame Tischtennisturniere, Jahresabschlussessen, Brotbacktage, Kartoffelernteaktionen, Kommune-Kennenlernseminare, Lagerfeuerabende und tanzen und feiern zusammen.
Unser Platz gehört zum Dorf Escherode – auch hier im Ort sind wir verankert. Menschen aus den gASTWERKen engagieren sich im Orts- oder Gemeinderat, im örtlichen Trekkerstammtisch, der Streuobstinitiative, der Waldkindergarten-Gründungsgruppe, oder sie organisieren Ferienfreizeiten für die Kinder aus der Gemeinde. Jede Woche ist unser Hofladen geöffnet, und zweimal im Jahr laden wir zum Tag der offenen Tür ein zu dem viele Menschen aus Escherode und der ganzen Region kommen, um die gASTWERKe kennenzulernen, unseren Platz zu genießen und lecker zu essen.
Das GEN-Treffen bei den gASTWERKen
Vom 23.-26. Juni laden wir zum jährlichen Treffen der GEN-Gemeinschaften zu uns in die gASTWERKe ein! Wir freuen uns sehr darauf, bis zu 100 Menschen aus unterschiedlichen Gemeinschaften hier zu empfangen, und mit allen gemeinsam endlich wieder in Präsenz das Netzwerk zu spüren und zu beleben.