Autorinnen: Claudija Sonntag und Martina Volkmann

Wir halten Wort beim praktizierten Artenschutz – und haben Platz gemacht für die Fledermäuse im Scheunendach, ihrer Heimat. Und wir am Haslachhof, einer GEN Gemeinschaft am Bodensee mit 14 Menschen, sitzen, träumen, tanzen, meditieren nun anderswo. Wenn Idee und Wirklichkeit zusammenkommen, geht das manchmal ganz schnell und unkompliziert. Unsere Begegnungen mit Artenschutzgutachtern waren nachhaltig prägend, wir konnten dabei so viel Herzblut für bedrohte Arten erleben und ließen uns mitreißen… Und tauchten ein in den Flow, der aus Plänen Zukunft schafft.

Aber von vorn: Für die Verwirklichung unseres Traumes, Gemeinschaft zu leben und an einer nachhaltigen und friedvollen Kultur zu arbeiten, haben wir mit unserem gemeinnützigen Verein 2015 den Haslachhof mit seinem sanierungsbedürftigen Bauernhaus, einer Scheune und dem (ehemaligen) Stallgebäude gekauft.Unsere Schwerpunkte legen wir auf Bewusstseinsarbeit und das einfache Leben auf und mit dem Land und den Tieren. Lebensübergänge, kleine wie große, haben es uns besonders angetan – in der Entwicklung der Menschen wie auch in den Randzonen in der Natur. Wir l(i)eben Kreiskultur1 und arbeiten mit vielerlei Werkzeugen aus den Bereichen Permakultur, Tiefenökologie, Peacemaking, Naturverbindung, Initiationsarbeit und Gemeinschaftsbildung.

In diesem Jahr wollen wir die alte Scheune und das ehemalige Stallgebäude in lebendige Gemeinschaftshäuser umbauen. Das Dach würde uns eh bald auf den Kopf fallen – Stürme toben ja wie wild durch Feld und Flur und fordern Stabilität und Bausicherheit ein. Wir sind mit derzeit acht Erwachsenen und sechs Kindern und Jugendlichen eine relativ kleine Gemeinschaft, die seit knapp sieben Jahren besteht. Grund zum Feiern und Zeit zum Wachsen! Die Welt braucht solche „Treibhäuser der Zukunft“, wie Wolfram Nolte, einer unserer Ältesten, immer sagte. Und wie die unsichere und krisengeschüttelte Zeit beweist…

Nach den ersten intensiven Jahren unseres Ankommens auf dem Land und in Gemeinschaft, mit all den Höhen und Tiefen, die (innere) Wachstumsphasen mit sich bringen, haben wir eine neue „Ebene“, ein neues Niveau unseres sozialen Umgangs miteinander erreicht. Die „Masken“ sind mehrmals gefallen oder wenigstens verrutscht. Im Laufe der gemeinsamen Zeit, während der Prozesse des Teilens von Freude, Leichtigkeit, Hoffnungen, Trauer, Schmerz und dem Nicht-Wissen, entstand spürbar ein noch zartes, tieferes Band des Wohlwollens und Vertrauens.
Diese zarte Verbindung miteinander ist unser Grundstein, auf dem wir Zukunft aufbauen. Wir haben solange daran gearbeitet, bis wir, als Kreis, reif waren. Denn die Art und Weise, WIE wir bauen, ist uns sehr wichtig. Und wir meinen nun physisch Bauen!

Die Bausumme ist enorm und durch die weiter steigenden Baukosten bewegte uns die Frage, ob wir überhaupt bauen wollen. Damit hier langfristig Gemeinschaft ganzheitlich und zukunftsfähig gelebt werden kann, braucht es jedoch neue Wohn- und Wirkräume. Uns ist Nachhaltigkeit wichtig. Daher möchten wir uns dem bestehenden Baukörper widmen und ihn pflegen und ihn nach ökologischen Maßstäben umbauen. Wir werden regenerative und erneuerbare Energien nutzen und das Ganze auf eine breitgefächerte Finanzierung stützen.

Viele Worte fallen uns ein, denken wir an diesen Zukunftsort. Uns schwebt ein“Mutterhaus“ vor, das die nötige Infrastruktur bietet, um alles am Platz zu versorgen. Ein „Herzensraum“, der groß genug für alles ist, was gelebt werden will. Ein Ort praktizierter Herzlichkeit, wo sich Menschen aus der Nachbarschaft einfinden können oder auch weitgereiste Seminargäste. Ein Ort, der willkommen heißt. Ein großes Wohnzimmer, auf magische Weise wandelbar in einen lebendigen Veranstaltungsort für Seminare, Vorträge, Workshops, Konzerte, literarische Matineen, Theater, Feste und Rituale, Familientreffs, Kindergruppen, Chor… Ein Lernort. Eine Spielecke als vorbereitete Umgebung für die Kleinen. Eine große Ofenbank für die langen Winternächte, zum Erzählen und Lauschen. Eine Gemeinschaftsküche, die Vereins- und WandelCafé sein kann. Wo es den Mount Elgon-Permakulturkaffee gibt aus unserem Partnerprojekt in Uganda. Veganes, bio-regionales Essen. Eine Einmachküche, wo Wildobst, Beeren und Streuobst von unserm Permakultur-Waldgarten, dem „Heiligen Hain“, veredelt werden können, die Kräuter trocknen und der Ziegenkäse gemacht wird. Eine taugliche Vorratskammer. Ein Wintergarten wie ein Anlehngewächshaus, mit Freisitz und Draußenküche. Multifunktionsräume. Eine Hebammenpraxis für sanfte Geburt. Eine Erschließung, welche Inklusion ermöglicht. Büros, eine Bibliothek, ein Atelier… Eine Gemeinschaftswerkstatt. Natürliche Wohnräume. Und Fledermäuse…

In diesen Traum und Planungsprozess hinein fand der Artenschutzgutachter heraus, dass unser gesamter Scheunendachboden verschiedenen Fledermausarten als Wochenstube und Lebensraum dient. Sie stehen auf der roten Liste und damit war klar, dass wir diesen Bereich nicht ausbauen dürfen. Statt zu verzagen, gingen wir also mit dem neuen Flow: Für unsere Kinder und Jugendlichen bleibt der Dachboden dadurch eine Art Wildnis im Haus; für uns war es ein Perspektivwechsel hin zum Artenschutz, zum lebendigen Bauen und ein Tanz zwischen den Bedürfnissen der Menschen und der Natur.

Wir wollen lebendig und organisch bauen, mit Freude und Phantasie, mit Upcycling, Herzensblut und einem Lied auf den Lippen. Wenn Du uns unterstützen willst, den Haslachhof zu einem lebendigen, inspirierenden Gemeinschaftsort des Lernens und Wiederverbindens zu entwickeln, freuen wir uns sehr!


Kontakt: Gemeinschaft Haslachhof e.V
www.gemeinschaft-haslachhof.de

Email: haslachhof@posteo.de

Literatur: Christopher Alexander: „Mustersprache“.

Aktueller Film über unsere Gemeinschaft: https://youtu.be/Ug8MjDYtpdA

1 – In Anlehnung an Vivian Dittmar zur Kreiskultur, Anmerkung der Redaktion:
Der Kreis gilt als Urform menschlicher Sozialstruktur und gibt Halt und Orientierung. Indem wir unsere sozialen, wirtschaftlichen, finanziellen und rechtlichen Strukturen nach dem Kreisprinzip gestalten, entstehen lebenserhaltende Modelle, die unserem Bedürfnis nach einem neuen Miteinander Rechnung tragen.

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