Autor*innen: Diverse aus dem ZEGG

Als ZEGG verurteilen wir Krieg und Gewalt und möchten Menschen in Not unterstützen. Derzeit besprechen wir, wie die Unterbringung von Geflüchteten gut funktionieren kann. In der letzten Woche haben wir Statements gesammelt von Menschen, die im ZEGG leben. Die Aussagen spiegeln jeweils eine persönliche, aktuelle Sicht auf die Situation wieder.

Die Nachricht über den Krieg hat mich erschüttert und unmittelbar Schreck und Tränen ausgelöst. Ich bin während des Bürgerkrieges in Griechenland geboren. Schon am zweiten Tag des Ausbruchs des Krieges kündigte Olaf Scholz Aufrüstungspläne und Wehrpflicht in Deutschland. Das hat in mir wieder Schreck, Enttäuschung und Wut ausgelöst. Das kann doch nicht wahr sein, dass ein Politiker so darauf antwortet. Die Fassungslosigkeit ist sehr groß, zu verstehen, dass, was in Ukraine passiert, in Europa passiert. Ich halte so weit ich kann die Vision vor meinen Augen, dass es bald Waffenruhe gibt und die Friedensverhandlungen anfangen. Alles andere erzeugt in mir sehr viel Angst um unsere Zukunft in Europa und auf unserem Planeten.

Zisula


Der Einmarsch der Russischen Armee in die Ukraine ist in jedem Fall ist er zu verurteilen! Wie in jedem Krieg geht es gegen die Menschen. Krieg ist zu verurteilen, egal von wem er ausgeht.

Dennoch lohnt es sich die Vorgeschichte zu betrachten, weil sie den Kontext des Verstehens bietet. Seit Putins Rede 2001 vor dem Deutschen Bundestag, in der er auf Westeuropa zugegangen ist und Angebote gemacht hat, ist viel Zeit vergangen. Keines der Angebote wurde aufgegriffen. Das leider nicht vertragliche abgesicherte Versprechen von Deutschland und der Nato, die an Russland angrenzenden Länder nicht in die Nato aufzunehmen, wurde gebrochen.
Die Ukraine ist das letzte Nachbarland im Westen Russlands, das noch nicht Nato Mitglied ist. Man kann darüber streiten, ob 2014 der Umsturz in der Ukraine mit oder ohne CIA Hilfe abgelaufen ist, wundern würde es mich nicht nach der diversen US gesteuerten und finanzierten blutigen Regierungsputsche seit 1953 im Iran. Diese Umstürze sind ebenso zu verurteilen.

Jetzt ist unmittelbare Unterstützung angesagt und kein weiteres Säbelrasseln wie die 100 Milliarden Sonderetat für die Bundeswehr. Bleiben wir besonnen als eine Menschheitsfamilie.

Achim Ecker (63), ZEGG Mitglied und Coach


Ich bin sehr dankbar in einer Zeit aufgewachsen zu sein, wo der Krieg immer weit weg war und ich nie unter einer kriegerischen Bedrohung leiden musste. Das hat sich am 24.2.2022 mit einem Schlag geändert! Es gibt Krieg in Europa und es liegt sogar die Androhung eines Atomkriegs in der Luft. Wie es dazu kam und was der Westen, die Nato, Amerika zu dieser Eskalation beigetragen haben, ist notwendig gesehen und analysiert zu werden. Aber für Krieg gibt es keine Rechtfertigung!!! Diesem brutalen Angriffskrieg müssen wir mit allen Mitteln entgegentreten! Ob Waffenlieferungen und die massive Aufrüstung der Bundeswehr eine Antwort darauf sind, wage ich zu bezweifeln. Die Sanktionen und eine Isolation Russlands unterstütze ich.
Man spricht von Zeitenwende und das spüre ich auch in mir. Die Angst vor einer atomaren Eskalation ist zurück.

Was tun? Ich denke, jede/r soll im Rahmen seiner/ihrer Möglichkeiten handeln. Die Aufnahme von Flüchtlingen unterstützen, der Nothilfe spenden und Solidarität zeigen bei Mahnwachen, Friedensgebeten und Kundgebungen.

Bill Nickl


Dass dieser Krieg in Europa wirklich stattfindet, ist ein Schock, es macht unsere Welt noch fragiler. Ich bemerke in mir und anderen einen Hang zu einfachen Erklärungen. Viele Gespräche drehen sich um die Schuldfrage – ist es der Westen oder Putin? Das entlastet, weil es innere Orientierung schafft. Aber es hilft nicht wirklich weiter. Internationale Politik und besonders dieser Konflikt sind hochkomplex. Viele Faktoren haben zu diesem Krieg beigetragen. Auf dieser Ebene geht es darum zu lernen, wo Fehler gemacht wurden und daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen. Und gleichzeitig ist es wichtig, die ethische Frage klar beantworten: Dieser militärischer Einmarsch in ein anderes Land ist ein Verbrechen. Meine Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine und bei denen, die in Russland auf die Straße gehen. Ich wünsche euch Kraft und Mut!

Cordula Andrä


Kriege rücken näher.

Am Dienstag letzte Woche hat unser Koch Ali vom fast vergessenen Krieg in Syrien erzählt. Geflüchtete aus Kenia und Afghanistan, die hier in Bad Belzig wohnen, berichten bei Treffen in unserer Schrauberwerkstatt von Krieg in ihrer Heimat. Millionen Menschen sind seit Jahren auf der Flucht.

Und jetzt: Krieg in Europa. Kiew ist näher als Rom. Es ist Zeit, sich wieder zusammen zu schließen gegen den Wahnsinn in der Welt.

Unser altes Transparent: „Nie wie wieder Krieg und Terror, Ein anderes Leben ist möglich!“, hinter der Oskargarage ist sehr aktuell und verliert den Optimismus nicht.

Jack


Ich bin entsetzt und betroffen von den Angriffen auf die Ukraine. Wir brauchen jetzt einen sofortigen Waffenstillstand.
Was wir nicht brauchen, sind neue Feindbilder im russischen Volk – denn der Krieg ist das Werk eines Diktators und einer Machtelite.

Was wir tun können?

Den Krieg in uns anschauen – welchen Feindbildern erliegen wir selbst?
Merken wir, wozu die Feindbilder (unsere und die der anderen) dienen?
Können wir mit allen Anteilen in uns Frieden schließen?

Und alle Handlungen, die jetzt dem ukrainischen Volk helfen.

Barbara Stützel, Dipl. Psych. und Forumstrainerin


Was gerade in die Ukraine passiert ist eine schlimme Aggression. Dies ist ein Krieg gegen die Menschen, egal ob sie Russen oder Ukrainer sind.
Ich befürchte, dass die Menschen in der Ukraine und in den angrenzenden Ländern in die zerstörerischen Mühlen geraten, zwischen weiter anstehenden Konfrontationen zwischen Macht und Wirtschaftsblöcken, die angesichts von Klimawandel und Ressourcenknappheit ihre Art zu wirtschaften und zu leben in Gefahr sehen.

Was ist besonders wichtig

Wer Frieden will muss eine eigenständige Position haben

Frieden ist nicht parteilich

Friede steht auf keiner Seite

Was mich besonders berührt hat

Das in Köln an einem Rosenmontag 250.000 Menschen für Frieden auf die Straßen gegangen sind

Was mir Sorgen macht

Das Hass von allen Beteiligten auf die „Gegenseite“ geschürt wird. Ich habe in Köln die erste Schlägerei zwischen Russen und Ukrainer mitbekommen.

Dass die jungen Leute, mit denen ich Karneval gefeiert habe, eines Morgens aufwachen und in den Krieg ziehen sollen.

Was ich praktisch unterstützen möchte

  • Menschen aus der Ukraine aufnehmen, sei es Ukrainer, Russen oder anderer Nationalitäten.
  • Freundschaftskreise unterstützen zwischen Ukrainern und Russen, die schon länger in Deutschland leben.
  • Sich mit der Geschichte auseinandersetzen, damit die Menschen, die Frieden wollen, daraus lernen.

Nico, echter Kölner und verliebt ins ZEGG


Ich finde kaum Worte in mir, bin auch selten in der Lage den Schrecken und das Mitgefühl wirklich zu fühlen. Dieser Krieg trifft in mir, die kurz nach dem 2.Weltkrieg geboren wurde, auf einen stummen kollektiven traumatischen Boden.

Neben dem Wunsch zu helfen bleibt die Verantwortung den Krieg in mir gegenüber anderen und der Natur zu beenden.

Ich wünsche mir baldigen Frieden.

Es geht für mich um Entwaffnung und nicht um Aufrüstung.

Agnes


Gegen jeden Krieg zu sein, bedeutet für mich, den militärischen Angriff Russlands auf die Ukraine zu verurteilen und ebenso die mediale Darstellung Putins als den bösen, machthungrigen Psychopathen. Diese signalisiert uns: „Wir sind die Guten“ und dürfen gegen „den Bösen“ jedes Mittel einsetzen. Das ist Kriegsvorbereitung. Da ich gegen jeden Krieg bin, möchte ich daran erinnern, dass die US-amerikanischen Präsidenten nicht als Psychopathen dargestellt wurden, als sie völkerrechtswidrige Kriege begonnen haben und Deeskalation für mich bedeutet würde: keine NATO-Osterweiterung, keine Aufrüstung, keine Waffenlieferungen und Friedensverträge mit Russland.

Janus


Ich wurde gebeten ein Statement zum Krieg in der Ukraine zu schreiben.
Doch was soll ich schreiben? …

… über den Krieg der in den Herzen der kriegstreibenden Mächte wütet und so viel Leid erzeugt?

Was soll ich schreiben? …

… wenn ich angesichts des Geschehens keine Worte mehr finde – keine Worte, die das unbeschreibliche dieses und eines jeden Krieges – dieses mörderischen Geschehens beschreiben könnten

Was soll ich schreiben? …

… wenn ich die Bilder von Babys sehe, die in den Katakomben des Kinderkrankenhauses von Kiew auf kaltem Steinboden geboren werden und ich nur noch schreien will!

Was soll ich schreiben? …

… wenn ich die Trauer, die Ohnmacht, die Wut, die Angst, die Not, den Schmerz, das Grauen, das die Menschen in der Ukraine und ihre Nahen in der ganzen Welt jetzt erleben, nur dosiert fühlen kann – weil ich meine, es sonst nicht aushalten zu können?

Was soll ich schreiben? …

… wenn ich die Ohnmacht, die Scham und die Gefahr derer, die in Russland gegen den Krieg auf die Straße gehen an mich ranlasse und es mir wie ein Schock reinfährt: „Genauso muss es im September 1939 so vielen deutschen Bürger*innen gegangen sein.“ Das hätte sich nie – und schon gar nicht in Europa wiederholen dürfen. Haben wir denn nichts gelernt?

Was soll ich schreiben? …

… wenn ich verzweifelt bin, dass all die Erfolge, die wir seit Ende des Kalten Krieges (etwa nur vermeintlich?) errungen hatten in einer Nacht zunichte gemacht sind?

Was soll ich schreiben? …

… wenn ich zusehen muss, wie ein kleines Land zerrieben wird im Kampf zweier großer Mächte und dieses Land dabei höchstwahrscheinlich den Preis seiner Freiheit zahlen wird, der Freiheit über seine zukünftige Entwicklung selbst entscheiden zu können?

Was soll ich schreiben? …

… wenn ich Zahl der Toten höre und mich frage: Wann werden sich die Parteien an den Tisch setzen, um zu verhandeln – denn das werden sie irgendwann tun – die Frage ist nur, wie viele Menschen, Erwachsene, Alte und Kinder werden sterben? Wie viel Blut muss bis dahin noch vergossen werden? Wie hoch wird der Blutzoll sein?

Was soll ich schreiben? …

… wenn ich das Undenkbare eines drohenden Einsatzes von Nuklearwaffen und was das für uns, für unsere Familien, für unsere Kinder und Enkelkinder, für alle von uns in Europa bedeuten könnte – wenn ich nicht wage, dies zu denken ?

Was soll ich schreiben? …

… so war und ist es schon bei den Gedanken während des Syrien-Krieges – und doch ist es anders, weil so bedrohlich nah und so gefährlich.

Ich kann und ich will immer noch nicht begreifen, was ich im Fernsehen sehe und höre, was ich in den Zeitungen lese. Und schon gar nicht kann ich es ganz an mich ran lassen. Nur kurze Momente öffne ich mein Herz und lasse die Erschütterung zu, die kein Ende nehmen will.

Was soll ich schreiben? … Ich weiß es nicht! …

… vielleicht geht es in diesem Moment für uns genau darum: zu sehen, zu hören, zu fühlen, vielleicht auch zu versuchen die verschiedenen Perspektiven zu verstehen.

… vielleicht ist es das Mindeste, was wir tun können und auch das kostet Mut: den Mut, den Blick nicht abzuwenden, standzuhalten und zu bezeugen: „Ich sehe dich. Ich sehe dich und all das, was ist.“

Natürlich geht es auch darum, zu helfen wo wir können und zu beten für den Frieden und um Mitgefühl  …

… Vor allem geht es darum, wie Eileen Caddy eine der Gründerin der Findhorn-Community vor Jahren im Angesicht des Jugoslawienkrieges sagte, „dort, wo wir sind, das Licht hochzuhalten“.

 Silke Grimm


Heute Mittag wurde ich gefragt, ob ich nicht doch noch was schreiben wolle für die Webseite. Bisher hatten sich nur Männer zu Wort gemeldet. Klar, oder? Krieg ist halt ein Männerthema! Frauen sind im Krieg immer auf der Opferseite, als Mütter, Töchter, Partnerinnen von Soldaten, die gefallen sind (was für ein Wort, als seien sie nur mal gestolpert), oder auch wiederum als Opfer vergewaltigt von den Siegern. Aber die gibt es nicht, noch nicht in der Ukraine. 

Mein Gott, was soll ich denn schreiben? Die letzten vier Jahre hab ich mich nur noch um meine 93jährige Mutter gekümmert. Ich hab mich aus allem ausgeklinkt und nicht mehr viel am Leben der anderen teilgenommen, meiner Gemeinschaft, der großen Welt da draußen – typisch Frau halt. 

Vor ein paar Tagen habe ich einen Link geteilt hier in einem regionalen Netzwerk und war echt erstaunt über die zum Teil aggressiven Kommentare. In dem Link ging es um den Aufruf einer Gemeinschaft aus der Ukraine (eine GEN-Gemeinschaft aus unserm Netzwerk). Sie suchen Menschen, die Geflüchtete aufnehmen. 

Irgendwie ist auch in unsere Sprache Krieg eingezogen . . . Und das es jetzt wirklich Krieg gibt hier in Europa. Das Menschen in U-Bahnschächten sitzen, während über ihnen ihre Häuser zerbombt werden. In meinem Leben war Krieg immer etwas was weit weg stattfand, oder in der fernen Vergangenheit. In unserem Theaterstück, in dem ich die letzten Jahre mitgespielt habe, geht es auch zu Beginn um den Krieg. Wir sitzen auf der Bühne und spielen die Menschen 1943, die im Luftschutzbunker sitzen, während oben die Bomben fallen. Und plötzlich ist genau dies wieder Realität hier vor unserer Tür . . . 

Was können wir tun angesichts dieses Wahnsinns. Es geht doch in all dem nur um Macht, Einfluss, Ressourcen, Geld. Es ist doch Wahnsinn, einen Krieg anzuzetteln, angesichts der viel größeren Probleme (Klimakrise). Soll ich mich jetzt auch ereifern, das Deutschland plötzlich den Militäretat erhöht, soll ich Partei ergreifen . . . Muss ich auf die Straße gehen . . . 

Irgendwie macht mich das alles sprachlos. 

Eins weiß ich: Wenn in die kleine Wohnung meiner Mutter Geflüchtete aus einer ukrainischen Gemeinschaft einziehen und um ihren Küchentisch sitzen und aus den alten, schon etwas angeschlagenen Tassen meiner Mutter Kaffee trinken; dann wird mich das freuen. Dann weiß ich, das meine Mutter gerade im rechten Zeitpunkt in ihre betreute Wohngemeinschaft in Belzig gezogen ist. Dann ist die Welt wieder nah und greifbar.

Almut

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