Autorin: Melanie Karolzyk
Am Wochenende vom 31. Mai bis zum 2. Juni machten sich die Mitglieder von GEN Deutschland aus allen Teilen der Nation auf den Weg zur Gemeinschaft Schloss Tempelhof (https://www.schloss-tempelhof.de). Ein besonderes Ereignis stand bevor: Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums lud der Verein zu einem besonderen Netzwerktreffen ein.
Ankunft und erste Eindrücke
Die teilweise sehr weite Anfahrt wurde bereits durch die weitläufige Wald- und Wiesenlandschaft vor den Toren des Ökodorfes belohnt. Und auch bei ihrer Ankunft wurden die Teilnehmenden von der einladenden und inspirierenden Atmosphäre empfangen, die die teilweise kürzlich erst liebevoll restaurierten und neugebauten Gebäude der Gastgemeinschaft ausstrahlten.
Noch war auch das Wetter schön. Führungen über das Gelände, durchgeführt von langjährigen Bewohnern der Gemeinschaft, boten Einblicke in die praktische Umsetzung nachhaltiger Lebensweisen, in Form von Landwirtschaft, Schule, Permakultur, Siedlungsplanung, Waldkindergarten, Werkhaus, Earthship, und Gelegenheiten zum Austausch und zur Inspiration. Die Gemeinschaft selbst ist ein lebendiges Beispiel für die Prinzipien, die GEN Deutschland fördert.
Doch bald begann es draußen bereits zu regnen und es gab einen Vorgeschmack darauf, was uns in den kommenden Tagen erwarten würde. Nichtsdestotrotz war die Vorfreude der vielen Ankommenden spürbar und ließ schnell die Nässe vergessen, denn sie spiegelte das wachsende Interesse an dem Verein und seinen Zielen wider. Es war inspirierend zu sehen, wie viele Menschen sich für eine nachhaltige Zukunft engagieren. Das Netzwerktreffen zog ebenso Kooperationspartner, Interessierte und Vertreter des Umweltbundesamtes an. Das lies noch einmal die vorhandene breite Unterstützung spüren.
Doch nun zeigte sich aber endgültig die andauernde Herausforderung des Wochenendes: unaufhörlicher Regen.
Ein Rückblick auf zehn Jahre GEN Deutschland
Ein wichtiger Teil des Jubiläumstreffens war die Aufnahme des Ist-Zustand des Netzwerkes und ein Blick in die Zukunft. Dazu präsentierten am Samstag Nachmittag in einer großen Halle alle Mitgliedsgemeinschaften, Projekte und Bereiche von GEN Deutschland ihre Arbeit. Bei Musik, Kaffee und Kuchen konnte man dort von innovativer Landwirtschaft und Agroforst, über erneuerbare Energien bis hin zu ökologischem Bauen auf hohem Niveau – eine beeindruckende Vielfalt von Initiativen bestaunen. Jeder Stand erzählte in seiner eigenen Geschichte, wie die durch Engagement und Kreativität aus einer Vision eine blühende Realität werden kann. Dies verdeutlichte dass GEN Deutschland und seine Mitgliedsgemeinschaften in den letzten zehn Jahren unermüdlich daran gearbeitet, die Vision einer ökologisch und sozial verantwortlichen Lebensweise zu verbreiten und dabei bemerkenswerte Erfolge erzielt hat. Das war ein Grund zu feiern!
Highlights des Jubiläumstreffens
Das dreitägige Event war außerdem reich an inspirierenden Workshops. Experten und Mitglieder teilten ihr Wissen und ihre Erfahrungen zu Themen wie Gemeinschaftsbildung und Miteinander, Altern in Gemeinschaft und Generationenfragen, nachhaltiges Bauen und Handwerkeraustausch, Permakultur, IT-Austausch, etc.
Ein Höhepunkt des Wochenendes waren die Vorträge der Gastredner. Prof. Dr. Henning Austmann von der Universität Hannover (Betriebswirtschaftslehre) sprach leidenschaftlich über die Bedeutung nachhaltiger Lebensweisen in der modernen Gesellschaft und riss die Zuhörer nicht nur mit seinen visionären Ideen mit, sondern auch mit seiner spürbar tiefen Verbindung zu unserem Netzwerk und seinen Werten, die er seit Jahren in seinem „Normaldorf“ wie auch in seinen Studiengängen praktisch umsetzt. Seine Worte fanden bei vielen Anwesenden Anklang, die sich inspiriert fühlten, ihren Beitrag zu leisten.
Francois Wiesmann, Matthias Koller, langjähriger Partner von GEN im Umweltbundesamt und Susanne Socher boten in ihren Vorträgen ebenfalls wertvolle Einblicke in ihre Erfahrungen mit Gemeinschaftsprojekten und sprachen über den derzeitig nötigen Fokus in der Gemeinschaftsbewegung.
Besonders bewegend aber war die Rede der Bürgermeisterin von Kreßberg, die über die Bedeutung der Gemeinschaft Tempelhof für ihre Region sprach und dabei ihren kleinen Sohn im Auge behielt, der um ihre Beine schlich. Ihre Worte unterstrichen die enge Verbundenheit zwischen der Gemeinschaft und der umliegenden Region. Sie sprach von der anfänglichen Skepsis der Anwohner vor 15 Jahren und den Wert, den die Schule der Gemeinschaft, Kulturveranstaltungen und die landwirtschaftlichen Betriebe für ihre Gemeinde leisten.
Gemeinsame Erlebnisse und kulinarische Genüsse
Trotz oder gerade wegen des Regens fanden viele verbindende Momente statt, nicht zuletzt durch die hervorragende Organisation und die herzliche Moderation und das gemeinsame Singen zwischendurch.
Neben den offiziellen Programmpunkten gab es reichlich Gelegenheit für informellen Austausch und Networking. Ob beim gemeinsamen Essen – die Küche der Gemeinschaft verwöhnte die Teilnehmenden mit köstlichen Gerichten, aus wertvollen selbstangebauten Bio-Zutaten, die liebevoll zubereitet und ein wahres Fest für die Sinne waren – in kleinen Diskussionsrunden oder den Pausen in der Cafeteria im Dorfhaus – die Teilnehmenden knüpften neue Kontakte, tauschten Ideen aus und schmiedeten Pläne für zukünftige Kooperationen. Überall war ein starkes Netzwerkgefühl spürbar, das durch die gemeinsamen Werte und Ziele der Teilnehmenden getragen wurde.
Die warme und einladende Atmosphäre des Veranstaltungsortes tat das Ihrige dazu. Doch während sich das Ambiente innen friedlich und einladend zeigte, goss es draußen in Strömen. Der Regen prasselte unaufhörlich nieder.
Abends lauschte man spontanen künstlerischen Beiträgen auf der offenen Bühne, teilte Geschichten und Erlebnisse, sah den kürzlich fertig gewordenen Dokumentarfilm über die Wandelreise an (https://gen-deutschland.de/projekt/wan-wandelreise/) und genoss das Miteinander bei der großen Party. Trotz des Regens, der die Wege auf dem Gelände immer wieder überschwemmte, blieb die Stimmung heiter und verbunden.
Besonders in Erinnerung blieb die Gemeinschaftsaktion mitten in der Nacht, als einige der z.T. möblierten Zelte aufgrund des starken Regens gerettet werden mussten. Diese Erfahrung schweißte die Teilnehmer noch enger zusammen. Es war beeindruckend zu sehen, wie schnell und effizient die Menschen aus den verschiedenen Gemeinschaften zusammenarbeiteten. Mit vereinten Kräften wurden die Zelte gesichert und die Möbel in Sicherheit gebracht. Diese nächtliche Rettungsaktion schweißte die Teilnehmenden noch enger zusammen und zeigte, was gemeinschaftliches Handeln bewirken kann.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Während der diesjährigen sehr zähen Mitgliederversammlung und dem langen Ringen um die Neuwahl des Vorstandes, wurden aber auch einige Sorgen um die Zukunft des Vereins thematisiert und die Frage, ob das derzeitige Engagement innerhalb des Netzwerkes ausreicht. Es herrschte Einigkeit darüber, dass es nicht nur darum geht, den Verein zu verwalten, sondern auch kreativ in die Zukunft zu denken.
Doch wenn auch die Kapazitäten vieler einzelner Mitglieder aus vielen guten Gründen ausgeschöpft schienen – jeder hatte schon genug Arbeit in seiner eigenen Gemeinschaft zu leisten, und manche sind gerade in die Lokalpolitik mit großem Engagement eingestiegen. Wieder andere sind frisch Eltern geworden und können deshalb nicht mehr so viel ehrenamtliche Arbeit leisten – das Netzwerk fühlte sich dennoch lebendig an.
In verschiedenen Diskussionsrunden wurden Ideen und Projekte für die nächsten Jahre besprochen. Die Teilnehmenden waren sich einig: GEN Deutschland wird weiterhin eine zentrale Rolle dabei spielen, nachhaltige Lebensweisen zu fördern und neue Gemeinschaften zu unterstützen. Es wurde zudem deutlich, dass das Netzwerk nicht nur nach innen schauen, sondern auch weiterhin aktiv auf globale Entwicklungen reagieren will.
Und… Wir sind auch dieses Jahr wieder gewachsen! Als 23. Mitgliedsgemeinschaft wurde die Fuchsmühle aufgenommen. Eine Gemeinschaft in Waldkappel, Hessen, die durch ihre deutlich jüngeren Mitglieder viel frischen Wind und neue Impulse ins Netzwerk bringt. https://fuchsmuehle.org/
Ausklang und Abreise
Der Sonntag diente dem gemütlichen Ausklang. Das Jubiläumstreffen war trotz des unaufhörlichen Regens ein großer Erfolg und so verabschiedeten sich alle bis zum Herbst voneinander und fuhr man nachhause mit dem Gefühl, ein starkes und resilientes Netzwerk im Rücken zu haben und dass Engagement und Gemeinschaft selbst in schwierigen Zeiten wachsen und gedeihen können.
Hören Sie rein!
3 Podcaster*Innen aus 3 verschiedenen GEN-Gemeinschaften, Simone Britsch aus Sieben Linden, Ina Froitzheim aus dem ZEGG und Steffen Emrich aus der Gemeinschaft Gastwerke haben zusammen eine Podcastfolge live auf dem Jubiläums-Netzwerktreffen aufgenommen. Hören Sie Originalstimmen aus dem Vor-Ort-Event und noch mehr Informationen aus dem Netzwerk und seinen Mitgliedsgemeinschaften!
Aufruf und Dank
Zum Abschluss möchten wir alle Leser, die sich für ein Leben in Gemeinschaft und Nachhaltigkeit interessieren, einladen, sich uns anzuschließen. Ob als Fördermitglied, Unterstützer oder Partner – jeder Beitrag ist wertvoll und hilft, unsere Vision zu verwirklichen.
Besucht unsere Website www.gen-deutschland.de, abonniert unseren Newsletter und bleibt auf dem Laufenden über kommende Veranstaltungen und Projekte.
Ein herzliches Dankeschön gilt Allen, die dieses Jubiläumstreffen möglich gemacht haben – unsere vielen engagierten Mitglieder von GEN Deutschland, dem Organisationsteam in Schloss Tempelhof, den vielen spontanen unsichtbaren Helfern. Gemeinsam haben wir viel erreicht, und gemeinsam werden wir noch viel mehr bewegen.